Auf Cthulhus Spur

Gepflegtes Rollenspiel rund um den kriechenden Wahnsinn

天空の育苗箱 Tenkū no Ibukyō Bako) – Der Setzkasten im Himmel

Es ist Sonntag und die meisten Bewohner des Mirastel sind heute Vormittag beim Gottesdienst in der Pfarrkirche zu Culoz. Senchō, Mycroft, Mare und ich finden plausible Ausreden, der Lord aber kann sich ob seiner gesellschaftlichen Stellung dem Besuch des Gottesdienstes nicht entziehen. Von den Bewohnern des Schlosses sind lediglich Maxime Le Tellier und der Hausdiener Maurice sind daheim geblieben. Als wir vor zwei Tagen das Zimmer vom Monsieur Aquredouvre durchsuchen wollten, spielte auch die Tatsache, dass wir nicht allein im Haus waren eine Rolle bei unserer Entscheidung, die Mission vorerst abzubrechen. Heute ist eine gute Gelegenheit, in Ruhe einen erneuten Versuch zu starten. Senchō verwickelt Maxime in ein Gespräch und ich erkläre mich bereit, Maurice abzulenken und im Auge zu behalten, während Mycroft und Mare das Zimmer noch einmal einer genaueren Inspektion unterziehen.

Ich treffe Maurice im Küchentrakt. Ich bin zugegebenermaßen etwas nervös. Wie soll ich ihn ablenken und in ein Gespräch verwickeln, wenn wir nicht einmal dieselbe Sprache sprechen? Ich beginne die peinliche Stille zu brechen und nehme eine Topf aus dem Regal. “Kono wa nabe desu”, sage ich und fahre mit einer Frage fort: “En français?” Maurice versteht mein Anliegen. “Casserole”, antwortet er lächelnd. Ich wiederhole das Wort. Maurice nickt zustimmend und ich schreibe in mein Notizbuch auf die eine Seite das Kanji 鍋 (Nabe) und auf die andere Seite die Katakana für den französischen Begriff (カセロル – kaseroru). So fahren wir fort und ich notiere mir eine Reihe französischer Küchenvokabeln. Im Laufe des Vormittags kommen noch einige weitere Worte aus dem Bad- und Wohnbereich hinzu und ich lerne erste einfache Redewendungen von Maurice. Er zeigt sich durchaus erfreut über meine Gesellschaft und die Abwechslung in seinem Alltag.

Gegen Mittag kehren die Kirchenbesucher zurück. Der Gottesdienst hat dem Lord offenbar gut getan. Er wirkt entspannt und ruhig, so wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Auch in der christlichen Gemeinde ist das Verschwinden von Dingen und nun auch verstärkt von Menschen Thema. Der Lord erzählt, dass die Wesen, die man für dieses Mysterium verantwortlich glaubt, hier in der Region als “Zarvant” bezeichnet werden.

Als wir nach dem Mittagessen unter uns sind, berichten uns Mycroft und Mare von ihren Beobachtungen und offenbaren uns ihre Ausbeute. Der Teppich, der nach der näheren Inspektion am heutigen Tage nun wieder unter dem Bett lagert, zeigt das uns bekannte Sonnensystem in einer kunstvoll gewebten Arbeit. Der Sekretär beherbergt Büttenpapier, in welches das astronomischen Zeichen für den Planeten Erde geprägt wurde, ebenso Visitenkarten, auf denen eine symbolische Tag-Nacht-Gegenüberstellung deutlich erkennbar ist, und ein Schreibset. Des weiteren haben Mycroft und Mare einen schwarzen Stein aus dem Sekretär geborgen. Er ist nicht besonders groß, dafür aber unnatürlich schwer.

Dann machen sich Mycroft und Senchō sich auf den Weg, um dem Objekt am Himmel auf dem Rücken des Byakhee einen Besuch abzustatten. Der Lord begleitet sie, um ihnen beim Anlegen der Schutzanzüge behilflich zu sein. Mare und ich bleiben derweil auf Mirastel und basteln an einer Vorrichtung für die Himmelslaternen. Heute Abend werden die Besucher voraussichtlich das Schloss erreichen und hier auf Beutezug gehen. Wir wollen rund um das Haus herum unsere zehn Laternen aufstellen und mit einem Band leicht im Boden verankern. Die Bänder sollen so verbunden werden, dass wir mit einem einzigen Zug alle Verbindungen lösen und die Lichter zum Aufstieg bringen können. Als Mycroft, Senchō und der Lord zurückkommen, haben wir das Werk gerade vollendet. Unsere Freunde berichten uns von ihrem Ausflug. Der Byakhee hatte sie in einem Parabelflug an dem Objekt im Himmel vorbeigeflogen und sie hatten einen kurzen Blick erhaschen können. Das Himmelsobjekt besteht aus mehreren Kästen mit unsichtbaren Wänden. In diesen Kästen hatten die Fremden verschiedene Dinge platziert. Im unteren Bereich seien größere Dinge wie Bäume zu sehen. Je höher das Gebilde, desto kleiner werden die einzelnen Felder des außerirdischen Setzkastens, weiter oben hatten sie auch Bewegungen ausmachen können. Allerdings war ihr Vorbeiflug zu kurz und die Sammlung der Fremde zu umfangreich, um eine konkrete Spur von Lady, Carla-san oder Mari-chan ausmachen zu können.